Hintergrund zum Privatschulrecht

Wieso ist das Privatschulrecht im Grundgesetz verankert?

Wieso ist das Privatschulrecht im Grundgesetz verankert?

Das Recht auf Schulen in freier Trägerschaft, zu denen auch die „LernArt - Freie Schule Oberndorf“ gehört, ist aus gutem Grund im deutschen Grundgesetz verankert. Es geht weit über die bloße Bildung hinaus: Es schützt die Vielfalt des Bildungssystems und sichert eine freiheitliche, demokratische Grundordnung. In Artikel 7 Absatz 4 des Grundgesetzes ist festgelegt, dass der Staat das Monopol auf Bildung nicht innehaben darf. Diese Freiheit ist ein essenzieller Pfeiler der Demokratie und Pluralität – und ein wichtiger Schutzmechanismus gegen autoritäre und totalitäre Strukturen.

Gerade angesichts der historischen Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus ist es von zentraler Bedeutung, dass dem staatlichen Bildungsmonopol mit einem gesunden Misstrauen begegnet wird. Die nationalsozialistische Herrschaft hat deutlich gezeigt, wie leicht Bildung instrumentalisiert werden kann, um eine Bevölkerung zu kontrollieren und auf Linie zu bringen – ein Vorgang, der letztlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wie den Holocaust, überhaupt erst ermöglicht hat.

Lehren aus der Vergangenheit: Die Bildung unter dem Nationalsozialismus

Während des Nationalsozialismus wurden Schulen gleichgeschaltet und das gesamte Bildungssystem zum Instrument der Indoktrination. Statt kritischem Denken und eigenständiger Meinungsbildung lehrten die Schulen völkische Ideologie und Hass. Die Bildung diente dazu, junge Menschen auf eine Rolle in der Diktatur vorzubereiten – mit verheerenden Folgen. Die Unfähigkeit, andere Meinungen zu akzeptieren, und das Fehlen einer pluralistischen Gesellschaft trugen dazu bei, dass sich die Gräueltaten des NS-Regimes ungehindert entfalten konnten.

Gerade deshalb müssen wir heute das staatliche Bildungsmonopol kritisch hinterfragen und darauf bestehen, dass alternative Schulen in freier Trägerschaft, wie unsere LernArt, nicht nur existieren, sondern aktiv gefördert werden. Sie sind ein Gegenpol zu staatlicher Bevormundung und leisten einen unschätzbaren Beitrag zur Erziehung von Menschen, die Demokratie und Freiheit zu schätzen wissen.

Pädagogische Vielfalt an der LernArt - Freie Schule Oberndorf

Unsere Schule ist Teil dieser wichtigen Bewegung von Schulen in freier Trägerschaft. Sie zeichnet sich durch ihre flexible pädagogische Ausrichtung aus und bietet den Schülern die Möglichkeit, ihren Lernprozess individuell mitzugestalten. Anstatt sich einem starren Lehrplan unterzuordnen, haben die Schüler und Schülerinnen die Freiheit, ihre Interessen zu verfolgen, ihre Fähigkeiten zu entdecken und sich in einer offenen, unterstützenden Umgebung zu entwickeln.

Dieser Ansatz fördert nicht nur die persönliche Selbstbestimmung, sondern auch die Kreativität und das kritische Denken. Freie Schulen, wie unsere, sind daher eine Keimzelle für pädagogische Innovationen. Sie schaffen Freiräume für Ansätze, die in staatlichen Schulen oft an institutionellen und bürokratischen Hürden scheitern. Durch die Möglichkeit, neue pädagogische Methoden auszuprobieren und weiterzuentwickeln, bieten wir nicht nur den Schülern einen Vorteil, sondern leisten auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung des gesamten Bildungssystems.

Inklusion und Selbstbestimmung: Eine Schule für alle

Ein besonders wichtiger Aspekt unserer Schulen ist die Inklusion. Durch die individuellen pädagogischen Ansätze, die an Schulen wie der „LernArt - Freie Schule Oberndorf“ gelebt werden, sind wir in der Lage, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse jedes Schülers einzugehen. Statt einer einheitlichen Norm, an die sich alle anzupassen haben, können wir auf die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen eingehen und individuelle Lernwege ermöglichen.

Dies führt zu einer deutlich besseren Integration von Schülern uns Schülerinnen mit besonderen Bedürfnissen und aus unterschiedlichen sozialen oder kulturellen Kontexten. Inklusion bedeutet bei uns, dass ein Jeder die gleichen Chancen hat, sich zu entfalten – unabhängig von seinen Voraussetzungen. Durch diese gelebte Vielfalt und die aktive Förderung eines respektvollen Miteinanders leisten freie Schulen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer pluralistischen Gesellschaft.

Antifaschistische Prägung durch demokratische Bildung

Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Schüler und Schülerinnen in einer demokratischen Umgebung aufwachsen. Sie erfahren täglich, dass Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und die Akzeptanz von Vielfalt nicht nur abstrakte Prinzipien, sondern die Grundpfeiler einer funktionierenden Demokratie sind. Diese Werte prägen unseren Schulalltag und befähigen die Lernenden, als mündige und verantwortungsbewusste Bürger aktiv an der Gesellschaft teilzunehmen. Im Gegensatz dazu bleibt das demokratische Verständnis an staatlichen Schulen oft auf eine theoretische Ebene beschränkt. Dort fehlt es an gelebter Freiheit und echter Mitgestaltung im Unterricht, was dazu führt, dass das Demokratieverständnis bei den Schülern nur oberflächlich und oft widersprüchlich entwickelt wird. Durch die Begrenzung der praktischen Partizipation wird das Potenzial junger Menschen, demokratische Prozesse wirklich zu verstehen und selbstbestimmt zu handeln, stark eingeschränkt.

Indem wir unserer Schülerschaft beibringen, Machtstrukturen zu hinterfragen, offen für neue Ideen zu sein und andere Meinungen zu respektieren, schaffen wir die Grundlage für eine tief verwurzelte antifaschistische Haltung. Diese Werte stehen im direkten Gegensatz zu autoritären Ideologien, die auf Kontrolle und Homogenität setzen. Durch die demokratische Bildung an freien Schulen wie unserer sorgen wir dafür, dass junge Menschen eine klare Haltung gegen Faschismus entwickeln und bereit sind, für eine offene und gerechte Gesellschaft einzutreten.

Die Schutzfunktion freier Schulen in der Demokratie

Es wird oft übersehen, wie wichtig freie Schulen für den Schutz der Gesellschaft vor autoritären Strömungen sind. Schulen wie die „LernArt - Freie Schule Oberndorf“ stellen sicher, dass das Bildungssystem nicht in den Händen weniger liegt, sondern offen bleibt für Vielfalt und kritisches Denken.

Schülerinnen und Schüler, die lernen, einen Sachverhalt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, entwickeln ein starkes kritisches Bewusstsein. Sie sind dadurch weniger anfällig für Fehlinformationen, Propaganda und populistische Botschaften, da sie die Fähigkeit erlangen, Informationen zu hinterfragen und differenziert zu beurteilen. Diese Fähigkeit schützt sie vor einfachen Antworten auf komplexe Fragen und stärkt ihre Widerstandskraft gegen manipulative Inhalte.

Durch die Stärkung demokratischer Werte und das Engagement für eine pluralistische Gesellschaft tragen wir dazu bei, dass autoritäre Tendenzen in der Gesellschaft von vornherein weniger Chancen haben. Freie Schulen schaffen mündige, selbstbewusste Bürger, die für ihre Rechte eintreten und die Gefahren eines übergriffigen Staates oder einer übergriffigen Strömungen frühzeitig erkennen. Diese Schutzfunktion ist essenziell und rechtfertigt den besonderen Schutz, den Schulen in freier Trägerschaft durch das Grundgesetz genießen.

Der Beutelsbacher Konsens: Ein Prinzip demokratischer Bildung

Die Erfahrungen aus dem Nationalsozialismus führten in den 1970er Jahren zur Entwicklung des Beutelsbacher Konsenses, der für die politische Bildung in Deutschland wegweisend ist. Er besagt, dass Schüler nicht manipuliert oder überwältigt werden dürfen, sondern dass sie in die Lage versetzt werden müssen, politische Prozesse eigenständig zu analysieren und sich selbst eine Meinung zu bilden.

Dieses Prinzip spiegelt unsere Philosophie wider. Auch wir sehen es als unsere Aufgabe, Schüler und Schülerinnen  zu befähigen, die Welt kritisch zu betrachten und eigenständige Entscheidungen zu treffen. Der Beutelsbacher Konsens schützt die politische Bildung vor Indoktrination – ein Grundsatz, der fest in den Strukturen und Prinzipien unserer Schule verankert ist.

Fazit: Schulen in freier Trägerschaft als Schutz der Demokratie

Das im Grundgesetz verankerte Recht auf Schulen in freier Trägerschaft, wie unsere „LernArt“, sichert nicht nur die Vielfalt im Bildungssystem, sondern schützt die Gesellschaft vor autoritären Tendenzen. Die Pluralität der Bildung ermöglicht es, demokratische Werte zu stärken, Innovationen zu fördern und Inklusion voranzutreiben. Schulen in freier Trägerschaft verdienen daher besonderen Schutz, da sie einen wesentlichen Beitrag zur Erziehung von Menschen leisten, die für eine offene, pluralistische und demokratische Gesellschaft eintreten.

In einer Zeit, in der autoritäre Tendenzen in vielen Teilen der Welt wieder aufkeimen, ist es wichtiger denn je, diese Schutzfunktion ernst zu nehmen. Freie Schulen wie unsere sind unverzichtbare Akteure in der Sicherung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung – und daher aus gutem Grund im deutschen Grundgesetz verankert.